Vivat, crescat, floreat Zofingia Bern!

Ein 200-jähriges Jubiläum will gefeiert werden. Dass sie das können, zeigten die Zofinger und ihre Gäste im National in Bern gebührend. 

Das Jahr 2019 ist für die Zofingia ein Grund zu feiern. Die älteste Studentenverbindung Berns zelebrierte am 04. Mai ihr 200-jähriges Bestehen. Schon mit dem Ball Ende Februar läutete sie ihr Jubiläum entsprechend ein. Doch so prunkvoll ein Ball im Bellevue Palace auch sein mag – die Feier im National Bern toppte alles. Auch wir waren natürlich dabei, um unserer Bruderverbindung zu diesem hohen Alter zu gratulieren.

Als unsere Delegation bestehend aus Meridiana, Daisy und mir zusammen mit unserem treuen Fux Sayuri im National ankommt, fühle ich mich erst einmal fast erschlagen. Es tummeln sich Farbentragende jeglicher Couleur im Foyer. Als Eintrittskarte bekommt jede und jeder einen Pin, kreativ designt mit dem Berner Wappenbär.

Im Foyer, es ist gerade einmal – oder schon – 16 Uhr, gibt es das erste Bier. Und dann beginnt das Hallo-Sagen, das schier kein Ende nehmen will. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Immer mehr bekannte Gesichter stossen zur undurchdringlichen Masse hinzu. Ziemlich überrascht kommt ein Angehöriger des Fischervereins zu mir und bittet mich, ein Foto machen zu dürfen: «E Frou mim ne grosse Bier gseht mer au nid au Dag.» Ich denke mir nur so: «Dann sehen sie wohl nicht viele Frauen…», stimme aber zu und lasse ihn ein Foto schiessen. 

Zu viel des Guten?

Nach dem Briefing der Delegationen, die meisten anderen Gäste haben sich bereits in den grossen Saal begeben und Platz genommen, gibt es doch noch einige Verwirrung bei der richtigen Aufstellung. Trotzdem schaffen wir es pünktlich. Kaum haben wir unsere Plätze eingenommen, marschieren wir auch schon in einer Schlange los. Auf die Bühne können jeweils nur die Fahnenträger, denn so gross die Bühne auch ist, wir sind einfach zu viele!

Die Delegationen nehmen kurz darauf an den reservierten Tischen direkt vor der Bühne Platz. Nach dem Fahnengruss stösst auch Fahnenträgerin Meridiana zu uns. Danach beginnen die Ansprachen, auch Stadtpräsident Alec von Graffenried ist unter den Rednern. Gut vorgetragen und durchaus inhaltlich gehaltvoll, haben sie bei der Planung unterschätzt, dass die Anwesenden geeichte Biertrinker sind. Nach einer Stunde wird es langsam unruhig – die ersten, darunter auch meine Wenigkeit, wollen gerne eine WC-Pause. Irgendwann stehen die Leute in den hinteren Reihen dann einfach auf. Dazu sehe auch ich mich bald darauf gezwungen. 

Gin-Gin Korona! 

Besonders schön finden wir die Erwähnung der Frauenverbindungen, die mit einem Bild unseres Bandes zusammen mit jenem der Zofingia untermalt wird. Auch dass Stadtpräsident von Graffenried, der an derselben Tafel sitzt wie Daisy und ich, uns beiden persönlich die Hände schüttelt, finden wir super – und macht uns etwas stolz!

Höhepunkt der Reden ist die Übergabe der Geschenke: Neben unserem Sofa besonders schön finde ich den riesigen braunen Krug der Halleriana, verziert mit den Wappen der beiden Verbindungen.

Viele im Raum hören schon seit der zweitletzten Rede nicht mehr zu, laufen umher, redend und trinkend. Zum Schluss bekommt die Zofingia einen Gin geschenkt. Oder zumindest sollte sie das. Der Sprecher – leider entsinne ich mich weder seines Namens, noch seiner Couleur – stapfte dann von der Bühne und drückte die Flasche in meine Hand. Der genauen Wortwahl kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, er fand wohl, dass wir ihn besser gebrauchen könnten. Besagte Flasche steht nun bei mir zu Hause im Bücherregal und wartet darauf, von uns getrunken zu werden. (Der gesamten Korona an dieser Stelle eine Quart speziell! :-*) 

Schinken und Vegi-Lasagne

Vom Essen kriegen wir schon nicht mehr viel mit. Nach den doch etwas lange dauernden Reden verlangt es mich erst einmal nach Nikotin. Und wie das mit dem Trinken so ist, gleich noch mehr Nikotin. Danach komme ich am anderen Ende des Saales mit dem ehrenwerten Altherr Skater ins Gespräch. Daneben sitzen der ehrenwerte Altherr Poppstar und Neptun, die mich kurzerhand als ihr Kontra auf einen Stuhl drücken. Den Salat hätte ich deswegen fast verpasst – glücklicherweise waren meine Tischgesellen so nett, den Kellner zu bitten mit dem Abräumen noch zu warten. Zum Essen gibt es Schinken, Vegi-Lasagne, Kartoffelgratin und Frühlingsgemüse – unserer Meinung nach eine doch eher spezielle Kombination. Das Dessert habe ich leider verpasst, anscheinend gab es aber kleine Berliner und diverse Cremes. 

Weisse Afterparty

Nachdem – wie man hört – einige Gläser kaputtgeschlagen wurden und irgendjemand das WC mit seinem Mageninhalt verziert hat, macht sich die Festgemeinde langsam auf den Heimweg, oder, wie in unserem Fall, in Richtung La Blanche. Was danach kommt, könnt ihr euch wohl denken: Anscheinend wurden an diesem Tag in der Blanche rund 200 Liter Bier vernichtet. (Allerdings haben Trinkfreudige schon vor dem Anlass im National so einiges verzehrt.)

Wer am Schluss noch alles in der Blanche ankommt, kann ich schon nicht mehr wirklich sagen. Hallerianer, Altherren verschiedener Couleur, Hetairianerinnen, Burgunder, Zofinger, Welsche Verbindungen ^und natürlich wir sind unter anderem vertreten. Viel passiert dann eigentlich nicht mehr. Der Alkoholpegel steigt, ein Silencium durchzubringen wird unmöglich, die Gespräche werden lauter, philosophischer und unverständlicher. Irgendwann verteilt jemand kalte Cheeseburger, die aber eigentlich niemand will. Als ich gegen 5 Uhr morgens mit einem Taxi nach Hause fahre, sind immer noch so einige am Trinken. 

Es war halt doch ‘n schönes Fest…

Und die Moral von der Geschicht? Ein Glas Wasser dazwischen schadet nicht...

Chaplin